„Sorry seems to be the hardest word“

Seit sich 1976 Elton John darüber in einem Song Gedanken gemacht hat, scheint sich meiner Meinung nach nicht viel geändert zu haben.
Eher ist es noch seltener und schwieriger geworden, sich bei jemandem oder für etwas zu entschuldigen. Kann dies ja als Eingeständnis eines eigenen Fehlers oder einfach direkt als Schwäche ausgelegt werden.
Und Menschen, die als schwach eingeschätzt werden, die kommen nicht leicht weiter, sagt man. Die haben nicht die geforderte „Macher-Qualität“, die sind nicht unfehlbar und zeigen das ihrem Umfeld womöglich auch noch.

Dabei empfinde ich es als noch viel schwächer, wie Menschen stattdessen reagieren. Um sich nur ja nicht entschuldigen zu müssen oder einen Fehler einzugestehen, sagen sie sich „Angriff ist die beste Verteidigung!“. Und schieben die Schuld auf andere, lenken mit Angriffen und Tiefschlägen ab. Nutzen ihre Machtposition aus, um zu drohen und so weiter.
Kommt Ihnen das bekannt vor? Haben Sie sich das schon mal bei einem Vorgesetzten, einem Kollegen oder einem Politiker gedacht?

Und wie geht es Ihnen mit dem „hardest word“? Wie gut können Sie sich eigene Fehler eingestehen?

Sei es eine Entscheidung, die Sie unter aktuellen Umständen anders treffen würden, sei es der Ton in einem Gespräch, den Sie heute anders legen würden als im Streitgespräch von gestern. Oder sei es, dass Sie in einem Moment einmal „am falschen Fuß“ erwischt wurden und nicht so ein guter (Gesprächs-)Partner waren, wie Sie es gerne sein wollten.

Das passiert uns wohl allen einmal. Und wir alle wissen, dass man sehr oft hinterher gescheiter ist. Aber warum nicht dann einfach ausdrücken, was man jetzt besser machen würde? Natürlich sagt man auch oft „Schwamm drüber“, weil der Moment vorbei ist und man nicht mehr ins Thema tauchen möchte. Aber es bleibt doch oft eine Spur Kreide an der Tafel zurück. Auch wenn man intensiv mit dem Schwamm drüberwischt. Und das kann sich beim Gegenüber als Kränkung manifestieren.
Besser ist es, das Thema zeitnah und kurz nochmals aufzugreifen. Und erklären, was man jetzt besser machen/sagen/entscheiden möchte.

Und die Königsklasse kann es sein, dem Gegenüber, der sich mit einem Eingeständnis schwer tut (obwohl man sich im Recht fühlt, eine Entschuldigung erwarten zu dürfen), einfach das Tor zu öffnen und selbst eine Reflexion anstoßen. Unter dem Motto: Ich habe dir gestern vielleicht nicht richtig zuhören können, magst du es mir nochmal erklären?
Das schafft vielleicht genau den Raum, in dem das oft so erlösende Wort „Sorry“ fallen kann. Das Wort, das so oft eines der schwierigsten ist, das zu sagen wäre.

Bei wem sollten Sie sich heute noch entschuldigen? Tun Sie es. Nur Mut!